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Sonntag, 31. Januar 2021

Frau Böhm - Lavendelseife (Seife Nr. 118)

Zu meiner Grundschulzeit - damals haben wir das noch "Volksschule" genannt, so kurz nach dem Siebenjährigen Krieg - hatte ich eine Lehrerin, die ich sehr gerne mochte. Und sie mochte mich. Sie war das, was man wohl als richtiges ostpreußisches Schulfräulein bezeichnen könnte, und sie gab mir manchmal in der großen Pause eines ihrer Leberwurstbrote, die besten, die ich in meinem ganzen Leben gegessen habe! Ich höre euch schon feixen. Ja, ja! Aber das war nicht der Grund für meine Zuneigung, obwohl ich mich natürlich schon anfüttern lasse, so ab und an, wenn der Lockstoff stimmt. Nein. Sie hatte Geduld genug, meine neugierigen Fragen - und davon hatte ich immer eine ganze Menge - zu ertragen und zu beantworten. Das macht nicht jede Lehrerin.
Aber das alles ist lange vorbei und eigentlich wollte ich dieser Seife gar keinen anderen Namen geben als nur "Lavendelseife". Aber unser Geruchssinn, der älteste Sinn, den wir haben, hat mir beim Fotografieren, so eingehüllt in den Duft meiner Seifen, plötzlich meine alte Lehrerin vor Augen gestellt, wie sie mir ein frisch nach Lavendel duftendes, perfekt gebügeltes weißes Taschentuch reicht, weil ich mir im Pausenhof das Knie ein bisschen lädiert hatte. Damals "reichte" man noch Taschentücher, keine Tempos. Und ein Pflaster wurde für den kleinen Kratzer auch als unnötig erachtet. 
Jedenfalls habe ich mich entschlossen, der guten Seele meiner Grundschulzeit diese Seife zu widmen. 

Am 30.07.2020 wanderten folgende Zutaten in den Seifentopf:
125g Olivenöl
125g Mandelöl
125g Schweineschmalz
125g Kokosfett

Den Duft habe ich aus den ÄÖ Lavendel Barreme, Lavandin Grosso und Verbene gemischt. 
Ein Löffelchen Puderzucker für einen flüssigeren Seifenleim kam noch dazu, obwohl das bei der Fett- und Ölkombination nicht wirklich nötig gewesen wäre.
Gefärbt ist das Ganze mit Seifenfarbe von Sensory Perfection: Blau, Rot und Grün. Von keiner der Farben sieht man etwas. Nun gut, Rot und Blau sollten und haben auch Violett ergeben, ein nettes dazu.


Aber das Grün ist vollständig verschwunden. 
Nach all den Seifensiederjahren kann ich noch immer keine Seifen färben.
Eigentlich hätte das ein Topfswirl werden sollen. Es sieht aber eher ein bisschen aus wie Sternennebel. Obwohl - auch nicht wirklich. Aber ich habe mindestens so viele Luftblasen eingerührt, wie es Sterne in unserer Galaxis gibt. Das macht mir keiner so schnell nach.



Das Musterchen der Einlegematte gefällt mir dafür richtig gut.


Und zwei Chamäleons sind auch noch entstanden. Bei denen ist vom Topfswirl fast überhaupt nichts durchgekommen. Aber Albinochamäleons hat auch nicht jeder.




Wenn ich bedenke, dass ich heute bis auf ca. drei Jahre genau in dem Alter bin, in dem Frau Böhm damals war, und wie uralt sie mir damals vorgekommen ist ...
Manchmal frage ich mich, wo meine Gedanken so hinwandern, wenn ich sie lasse. Wer weiß, vielleicht finde ich sie irgendwann gar nicht wieder. Wie beunruhigend!
Und dann bin ich wohl wirklich alt.

In diesem Sinne

miscellanea
 


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