Blick aus dem Fenster unserer Studentenbude - typisch London |
Abendspaziergang zur Mutter aller Kaufhäuser |
Auch in der Nähe: Libanese am Südende der Exhibition Road mit sehr gutem Essen |
Noch näher ist das Science Museum, und um ins National History Museum zu kommen muss man auch nur dreimal umfallen. Der Weg zum Frühstück in die Mensa war länger.
Langer Weg zu grauenhaftem Kaffee in der Mensa |
Schon am ersten Tag sind wir auf Entdeckungstour gegangen, haben aber natürlich auch das Museumscafé des V&A genossen. Sehr stilvolles Ambiente und dazu hervorragende Scones mit Clotted Cream und Konfitüre, außerdem sehr guter Kaffee.
Futtern in imperialer Pracht |
Die Buben würden doch nie, so direkt über die Tische, oder doch? Der linke lacht noch über seinen Streich, der rechte würde glatt meine Kaffeetasse treffen |
Wir hätten noch länger sitzenbleiben können, aber wir haben uns aufgerafft, unsere Bekanntschaft mit diesem wunderbaren Museum zu erneuern, an diesem Tag und an den folgenden.
Auch den anderen alten Bekannten, das NHM mussten wir begrüßen. Und am nächsten Tag waren wir gleich wieder dort, in einer sehr guten Ausstellung, Colour and Vision, über die Evolution des Sehsinnes.
Darwin Center: Evolution im Kokon |
Auftritt Stegosaurus: Wie dynamisch ein Skelett wirken kann, wenn es gut in Szene gesetzt wird |
Warum ist der Dodo dod? |
Ich weiß, dass anhand all der ausgestopften Tiere in den Museen dieser Welt viele wichtige Entdeckungen gemacht worden sind. Trotzdem kräuseln sich bei ihrem Anblick oft meine Nackenhaare. Diese Exponate haben etwas dezidiert Morbides. Der arme Dodo ist sicher eines der traurigsten Ausstellungsstücke des naturhistorischen Museums in London. Seine Art wurde buchstäblich aufgefressen. Nach Mauritius eingeschleppte Ratten und Schweine fraßen die Gelege und die hungrigen Matrosen der anlandenden Schiffe die zutraulichen Vögel selbst. An der Wende zum 18. Jahrhundert waren die Dodos ausgestorben. Und erst Alice im Wunderland rückte den gemütlichen Vogel mit seinem absurden Caucusrennen in den Fokus der Öffentlichkeit. Aber da war es schon zu spät für ihn. Alles was bleibt sind ein paar morsche Knochen.
Am Gebäude des NHM kreucht und fleucht, wächst und klettert es überall |
Er hat mir Tipps zum Bücherkauf gegeben. Da habe ich nicht nur die Bücher, sondern auch ihn eingepackt |
Nachdem wir am Montag Nachmittag endlich einmal eine Fahrt mit dem London Eye absolviert hatten, damit wir da auch einmal gewesen sind und mitreden können, ging es am nächsten Tag ans Wasser.
Elegant verspannt - Cutty Sark |
Fingerzeig Richtung Zukunft |
Es ist schade, dass so ein Schiff die Meere nicht mehr befahren kann, aber die Dame ist eben in die Jahre gekommen und den letzten Rest eventuell noch vorhandener Seetüchtigkeit vernichtete ein Brand im Jahr 2007. Es ist ein Glück, dass von dieser Ikone der Schiffsbaukunst überhaupt noch etwas zum Besichtigen übrig ist. Der Segler muss auch nicht schnöde an Land herumstehen, sondern er schwebt dank einer abenteuerlichen Stützkonstruktion einfach darüber, so dass man den Rumpf sogar von unten ausgiebig betrachten kann.
Auch von unten perfekt |
Die Damen und Herren unten auf dem Bild, die alle so aufmerksam nach vorne oben schauen, können auch als Pensionäre nicht von ihrer Wachsamkeit, die sie als Galionsfiguren auszeichnet, lassen. So passen sie eben heute alle auf, dass die Cutty Sark nicht vom Kurs abkommt oder wieder einmal abbrennt. Bei so einer Wachmannschaft kann dem Schiff auch gar nichts mehr passieren. Noch dazu wacht auch Nannie, die Galionsfigur im namensgebenden cutty sark, dem kurzen Hemd, über das Schiff. Warum aber der Reeder sich die Hexe Nannie aus dem Gedicht Tam o' Shanter von Robert Burns als Schutzpatronin und Namensgeberin für seinen Segler ausgesucht hat, wo die doch gar kein Gewässer überqueren konnte, wissen die Götter. Ich habe mich jedenfalls immer gefragt, woher der eigenartige Name des Schiffes kommt. Jetzt weiß ich es.
Ehrenamtlich wachende Pensionäre |
Auch am Nachmittag blieben wir dem Wasser treu und haben die Thames Barrier mit dem Schiffchen umrundet.
Menschenwerk gegen Naturgewalt ... |
Aus der Nähe wirkt die Anlage beeindruckend groß, aber aus größerer Entfernung erscheint das Sperrwerk geradezu zierlich, da die Sperrwände dazwischen natürlich versenkt sind.
... wie eine Handvoll Kieselsteine im Bachbett |
Ach ja, mit der Emirates Air Line sind wir auch "geflogen", aber nur über die Themse. Diese Fahrt mit der Seilbahn war viel vergnüglicher als die Gondelei im London Eye.
Am Dienstag ging es dann wieder einmal wohin? Genau, ins Museum. Und noch genauer: Sogar in zwei. Aber zuerst einmal stand das Charles Dickens Museum auf dem Programm, ein stimmungsvolles Haus mit einem schönen kleinen Garten, in dem man sitzen und Kaffee trinken kann. Die Ausstellung selbst ist informativ und sehenswert.
Platz für den Dichter |
Marley's Gesicht wollte nicht erscheinen. Es war eben nicht Weihnachten. |
Am Nachmittag stand dann das völlig abgefahrene Sir John Soane's Museum auf unserem Programm, eine Art Architekturmuseum im ehemaligen Wohn- und Bürohaus des Architekten Sir Joan Soane, der unter anderem die Bank of England gebaut hat. Leider (oder danke danke!) durfte man nicht fotografieren. Ihr hättet euch sonst noch einmal vierzig Bilder mehr ansehen müssen. Räume, Lichthöfe, Nischen und Winkel - fast jeder Raum ist behängt, zugestellt, vollgestopft mit Skulpturen, Architekturdetails, Antiken, Gemmen und Bildern, die aufklappbar hintereinander hängen. Es sieht aus wie im Raum der Wünsche in Hogwarts. Gebt einmal "Sir John Soane's Museum" in die Bildersuche bei Tante Google ein und stellt euch die Ergebnisse weniger gut ausgeleuchtet vor. Ein wahres Labyrinth! Nur einige Räume im Erdgeschoss und die oberen Stockwerke sind "normal" möbliert. Der Salon im Obergeschoß wirkt sogar recht luftig, obwohl auch hier in die Winkel Bücherschränke eingepasst wurden und Büsten recht prekär auf Holzbalken hoch über den Köpfen der Besucher schweben. Hier gab's für mich einen Stuhl an den großen Fenstern, wo ich mich ein bisschen von der überwältigenden Menge an Ausstellungsstücken erholen und dem faulen Leben auf dem Lincoln's Inn Field zusehen konnte.
Anderntags dann die Portobello Road. Da war ich noch nie, und wir wollten sie einmal gesehen haben. Nun ja, hm, es war ein netter Spaziergang, gemütlich, den man wiederholen könnte. Aber ich hätte, selbst für viel Geld, nicht Vieles gefunden, das ich dort kaufen hätte wollen.
Shabby war einmal: Portobello Road |
Fast nur mehr "Geldige" können hier etwas Schönes leisten. Das billige Zeug ist wie überall |
Traum oder Albtraum? Hunderte alter Nähmaschinen als Dekoration in einem Modeladen - Wenn die nachts lebendig werden! |
Am Spätnachmittag ein bisschen Busfahren. Das macht in London richtig Spass. Man sieht etwas, kommt überall hin und muss sich nicht in die klaustrophobische Enge der Londoner U-Bahn zur Rush Hour begeben. Aussteigen am Oxford Circus, sich treiben lassen und wohin? Ins Liberty, das Traumkaufhaus der Stoffsüchtigen, aber Stoffe sind natürlich nicht alles, was man sich dort ansehen kann. Ansehen, weil Kaufen häufig ausgeschlossen ist, wenn man abends noch Geld für Futter und Bett übrig haben möchte. Aber zugegeben: Eine oder mehrere Kleinigkeiten findet man schon, so ab und an und auch hin und wieder ...
Durchschnittliches Gedränge zur Rush Hour am Oxford Circus |
Mein Lieblingskaufhaus - Nicht, dass ich mir hier sehr viel leisten könnte |
Nächster Tag, nächste Ausstellung: Die Sonderausstellung Undressed: A Brief History of Underwear im Victoria und Albert Museum widmet sich den Unaussprechlichen, deren Nichtvorhandensein und dem Drumherum. Ungemein interessant und furchterregend, in welche gesundheitsschädigenden Konstruktionen sich die Leute, vor allem die Leutinnen, gezwängt haben, um entweder auszusehen wie eine schwangere Wespe, eine Sanduhr oder flachbrüstig wie ein Brett. Schneider vernähten Berge an Stoff und Stützgeflechten für Unterröcke von der Größe eines Bierzelts und den berühmten Cul de Paris, vulgo Pariser Hintern, und meterweise Latten und Lättchen aus Stahl und Fischbein für Korsetts, die betonten, was auch immer gerade als Körperform en vogue war, und die ich - den Göttern sei Dank auf ewig - nicht tragen muss. Keine Korsetts, keine Krinolinen, keinen Weiberspeck, nichts. Was für eine Freiheit! Natürlich gibt es auch heute noch jede Menge unbequemer Dessous, aber sie nehmen uns wenigstens nicht den Atem und die Bewegungsfreiheit oder gar die Gesundheit.
Um die Unterwäscheausstellung herum waren einige der Schätze aus der umfangreichen Textilsammlung des Museums zu bestaunen, z.T. ganz wundervolle Kleider, wahre Schneiderkunst. Man darf nur nicht daran denken, was darunter getragen werden musste, um sie zur gewünschten Wirkung zu bringen.
Der letzte Schrei längst vergangener Tage |
Irgendwie pikant, dass die Damen unter all dem züchtigen Stoff eigentlich nie Höschen trugen |
Zum Auslüften nach all der Unterwäsche spazierten wir nachmittags Richtung Kensington Palace. Von der Exhibition Road aus kann man durch kleine Straßen gemütlich dorthin wandern, teilweise durch Mews, alte Stallgassen, die jetzt, saniert und chic, begehrte Wohngegenden sind. Die Roof Gardens waren an diesem Tag leider geschlossen, also bummelten wir ein bisschen durch die Geschäfte auf der Kensington High Street.
Kensington Palace ist wie alle Paläste dieser Machart: Prunkzimmer in Gold und Brokat, alles zum Bestaunen. Jeder kann sich das vorstellen. Daneben gibt es aber auch etwas "wohnlichere" Räume, Betonung auf "etwas" und die Ausstellung Fashion Rules mit Kleidern der Damen Elizabeth, Margaret und Diana. Echt nett, aber mein unterwäscheverseuchtes Hirn lief andauernd im Röntgenmodus (Nein! Keine Bilder, keine Bilder ...).
Die Schnörkelpracht bei Königs in Kensington Palace steigert wieder meine Wertschätzung der Moderne |
Wie müde muss man sein, um in Anwesenheit dieser Tapete Schlaf zu finden? |
Da lobe ich mir doch diesen Platz: Hell, gemütlich, mit Aussicht |
Von hier aus regierte die kleine Mächtige zeitweise |
Auch ohne direkten Größenvergleich sieht man, wie klein Königin Victoria gewesen ist |
Am Samstag flüchteten wir vor dem Regen in das Geffreye Museum. Draußen schüttete es, also keine Besichtigung der Gärten, es wurde den ganzen Tag nicht richtig hell, innen Wohninterieurs der Mittelschicht im Wandel der Jahrhunderte, eine kleine Bibliothek, ein sehr gutes Café und ein weiterer feiner Museumsshop - was will man mehr. Ich liebe das.
Ehemaliges Armenhaus mit großzügigem Garten, jetzt ein Museum für Wohnkultur |
Stretch Limo von Anno Tobak - Gemälde im Rundgang an der Kapelle |
Am Nachmittag noch ein bisschen bei Regen in der Stadt herumgewandert, zufällig Konzertprobe von Mozarts Requiem in St. Martin in The Fields gehört, mit einem der allerletzten Uraltbusse mit Plattform gefahren, Evensong in St. Paul's gehört, wunderschön erbaulich und die beste Art die Kirche ohne hektische Besucher, aber dafür mit Chormusik zu genießen. Danach beim Thailänder gut gespeist. Manchmal sind Regentage einfach die schönsten Urlaubstage.
Wer möchte nicht wie Arthur Sullivan von einer üppigen und völlig unterwäschelosen Schönen dramatisch betrauert werden |
Ich dachte, die gibt's nicht mehr. Vielleicht ein kleiner Time Warp? |
Nein, keine Stadt auf einem fremden Planeten |
Da unser Rückflug erst am Sonntag Abend ging, hatten wir noch Zeit für einen kurzen, schon etwas müden Sprung ins Science Museum, einen Bummel durch den wieder sonnigen Regent's Park und ein letztes leckeres Futterchen beim Libanesen.
Ein Garten als Gärtner |
Ausruhen im Regent's Park: Bank im Rosengarten |
Wieder sicher zuhause gelandet, habe ich anderntags ein Seifchen gesiedet, davon mehr im nächsten Post und mich auf meine zweite Reise in diesem September vorbereitet. Nein, nein, ich war nicht zu faul, um einen Post zu schreiben, ich hatte keine Zeit. Urlaub ist so zeitintensiv. Nächstes Jahr im September wollen wir wieder nach London. Ob ich es so lange ohne Victoria und Albert aushalte? Ich muss wohl.
miscellanea
Schön, dass Du Deinen Urlaub so genießen konntest. London ist aber auch toll und fürs nächste Mal findest Du bestimmt noch ein paar Museen, in denen Du noch nicht warst.
AntwortenLöschenGlG
Old England, eine schöne Reise hast Du uns serviert..
AntwortenLöschenUnd nun gibt es eine englische Seife??
Schöne Zeit
Sibylle