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Montag, 29. August 2011

Pelargonia - Eine Kräuterseife mit Duftgeranienblättern (Seife Nr. 18)

Am Samstag ist die dritte meiner Kräuterhexenseifen entstanden, eine Seife mit Blättern von unserer Duftgeranie, und verschiedenen Erden für Farbe und Pflege und einem zitronigen Duft.
Folgendes Rezept habe ich mir ausgedacht. Wie immer sind die krummen Zahlen das Ergebnis tiefschürfender Überlegungen:

230g Kokosfett
200g Palmfett
100g Sonnenblumenmargarine
30g Mandelöl
300g Olivenöl
200g Rapsöl / Rapskernöl (über Nacht angesetzt mit sechs bis sieben mazerierten Duftgeranienblättern, nur das abgeseihte Öl kommt in die Seife)
Ein El. Meersalz für die Lauge
Beduftet mit ÄÖ: Viel Geranium, Verbena, Litsea cubeba, etwas weniger Amyris und ganz wenig Pfefferminze, Bergamotte-Minze und Petitgrain
Zusatzstoffe, Tonerden, Heilerde:
Untere Schicht, ein Drittel des Seifenleims:
Ghassoul, in etwas Wasser verrührt
Obere Schicht (Topfmarmorierung):
Ein Drittel des Seifenleims: Sechs bis sieben frische, mazerierte Duftgeranienblätter, etwas weiße und etwas gelbe Tonerde in etwas Wasser verrührt
Ein Drittel des Seifenleims: Etwas weiße und etwas grüne Tonerde in etwas Wasser verrührt

Die Seife war bei der Herstellung ganz brav, aber ich habe etwas langsam gearbeitet. Deshalb musste ich bei der Topfmarmorierung schon zu einem Trick greifen, weil der Leim andickte: Ich habe den grünlichen Seifenleim und den gelblichen  mit den mazerierten Blättern abwechselnd in einen Becher gelöffelt, dann umgerührt und diesen Brei dann mit dem Löffel in die Form praktiziert, nicht die hohe Schule der Topfmarmorierung, hat aber einigermaßen geklappt.
Hier die fertige Seife. Mit dem Duft bin ich richtig glücklich:


Die Seife hat recht heftig gegelt, bei etwa 50°C im Ofen. Jetzt ist das Ghassoul im unteren Teil der Seife nicht mehr so fein verteilt, wie ich wollte, aber der Pflegewirkung tut das keinen Abbruch:


Da nicht der ganze Seifenleim in die Blockform passte, habe ich den Rest in Formen gegossen. Diese Seifenstücke haben nicht gegelt, deshalb ist das Ghassoul auch noch homogen verteilt.


Die Form mit der springenden Antilope (oder was auch immer) finde ich besonders schön:


Die nächste Seife mit Ghassoul werde ich nicht mehr warmstellen, damit die Struktur so fein bleibt, wie bei den Einzelstücken.

miscellanea 

Im Moos nichts los? - Von wegen!

Oder wie wir gestern im tellerflachen Donaumoos Abenteuer en masse erlebten: Wilde Tiere, schroffe Gipfel, verlassene Häuser und in der Natur gesammelte Kräuter.
Das Haus im Moos ist ein kleines Freilichtmuseum in der Nähe von Karlshuld bei Neuburg an der Donau, das der Besiedelungsgeschichte des Donaumooses gewidmet ist:


Gleich zu Anfang des Rundgangs gibt es eine kleine Gruppe von schön eingewachsenen Teichen, die voller Frösche sind. Man sieht die Hüpfer nicht oder kaum, nur wenn man ihnen zu nahe kommt, platschen sie von allen Seiten ins Wasser. Dieser besonders fette allerdings war mutig oder eitel genug sich von mir ablichten zu lassen. Vielleicht hat er sich auch nur überlegt, wie lange er nicht mehr auf Fliegenjagd gehen müsste, wenn ... Groß genug war er ja.


Habe ich schon erwähnt, dass das Donaumoos, das ja vor der Trockenlegung und Kolonisation Ende des 18. Jahrhunderts ein Niedermoor gewesen ist, so flach ist, wie eine Scheibe Edamer? Falls nicht, sei es hier nochmals bemerkt. Dieses Foto zeigt den Aussichtsberg des Museums. Wie unschwer zu erkennen, war der Anstieg mühsam und nicht ohne Kletterausrüstung zu bewerkstelligen:


Damit die imposante Größe der höchsten Erhebung in 15km Umkreis auch bestens zur Geltung kommt, hier noch eine Aufnahme im Hochformat. Wenn das keine Klettertour war!


Von oben aus konnte man dann bis Belgien sehen oder zumindest eine Landschaft, die stark daran erinnert. Den sechs Stufen langen und steilen Wiederabstieg ins Flachland haben wir tatsächlich ohne Bergführer bewältigt. Das macht mich stolz. 


Dieser  typische Hof aus dem Donaumoos, erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts, ist eines von vier Museumshäusern, die die Bauweise in dieser - übrigens sehr flachen - Gegend und die frühere Lebensweise der Bewohner dokumentieren:


Von außen sieht das Haus ja ganz idyllisch aus, aber manche Exponate sind sehr entlarvend, z.B. dieses Nachthemd. Obwohl offensichtlich sehr, sehr oft gewaschen, ist das Leinen nicht weiß geworden, wie das bei gutem Leinen meist der Fall ist. Es ist noch immer graubraun, als wäre es neu gewebt. Das war sicher hart und kratzig beim Schlafen. Aber die Häkelborte ist interessant und auch die gestickten Buchstaben. Das U ist viel kleiner als das S. Das ist unüblich. Vielleicht hat das rote Garn nicht mehr gereicht.


Im Hausflur sind viele Schichten von alter Bemalung freigelegt worden. Diese Entenbordüre ist doch etwas ganz Besonderes und zeigt, wie liebevoll und auch stolz die Bewohner ihre Häuser eingerichtet haben, trotz der kargen Lebensweise:


Auch dieses putzige kleine Häuschen erzählt eigentlich eine Geschichte von bedrückender Armut. Die ärmsten Bewohner des Donaumooses, oft Korbmacher, konnten sich nur einen Streifen des Landes leisten, das zwischen der Straße und dem parallel laufenden Entwässerungskanal lag. Da bauten sie Häuschen wie dieses Kanalhaus, dessen beide Zimmer je ca. 3m im Quadrat messen. Darin hausten dann vielköpfige Familien den ganzen Winter über, bevor sie sich im Sommer mit ihren Korbwaren und einem Handwagen wieder auf den Weg zu den Bauern machten.


Die Landschaft ist aber (obwohl flach?) reizvoll: Überall Wasser, Birken, raschelndes Schilf und Ruhe, eine stille Landschaft. Wir können sie heute genießen, weil wir mit dem kargen Boden nicht, wie die Leute früher, um jeden Getreidehalm kämpfen müssen.


Von den imposanten Wisenten, die im Dienste der Wissenschaft einen Teil der Museumswiesen beweiden, habe ich leider kein Foto. Sie waren zu weit weg. Und ein Bild mit einem Wisent in Ameisengröße, na, ich weiß nicht. Ich habe lieber unsere Ausbeute an Mädesüß fotografiert, mit Filter aufgehübschelt (Ja, das ist ganz große Kunst!). Am Abend haben wir die etwa 25 Blütendolden mit einer Zitrone und dreieinhalb Litern Wasser angesetzt. Heute ist daraus schon Sirup geworden, mit 500g Zucker, 5-10g Zitronensäure gekocht und noch heiß in Flaschen gefüllt.


Hm. Wolken oder Rauchzeichen? Sollten wir in der bayerischen Prairie tatsächlich noch ein Abenteuer versäumt haben? 


Das müssen wir wohl beim nächsten Besuch im Moos herausfinden.

miscellanea

Donnerstag, 25. August 2011

Geschmeidespitzen

Vor etlichen Jahren schon habe ich für eine Freundin eine Halskette aus Schiffchenspitze gemacht, mit grünem Industrienähgarn, das schön glänzt und sehr haltbar ist, mit grünbraun marmorierten Glasperlen, die aussehen wie Halbedelsteine und farblich passenden Rocailles.




Ich hatte zwar einige Fotos davon gemacht, um meine zugegebenermaßen chaotische Arbeitszeichnung sinnvoll zu ergänzen, aber diese sind in den unausgeloteten Tiefen meiner Jäger- und Sammlerhöhle verlorengegangen. 




Deshalb habe ich mir das Kettchen nochmals ausgeborgt, um es hübsch zu fotografieren (und ordentlich damit anzugeben). Ich finde die Kette immer noch schön; deshalb gibt es auch gleich drei Fotos davon.




Für einen Sommertausch mit Occhi-Ohrringen mit Monica von Tat's It, Tat's All habe ich diese Ohrringe geschiffchenspitzelt:




Sie sind aus grauer Seide mit großen, verzierten Glasperlen und farblich passenden Rocailles. Die beiden großen Perlen unten sind nicht ganz gleich, aber fast. Das gilt auch für die beiden kleineren Perlen ganz oben an den Ohrringen. Ich habe bei solchen Perlen überhaupt noch nie zwei gesehen, die absolut gleich waren. Ich finde aber, das trägt zum Reiz der Ohrringe bei.
Sollte sich jemand für die Anleitungen interessieren, werde ich sie gerne - natürlich ordentlich aufgezeichnet und geschrieben - weitergeben (Na da knirscht ja jemand mit den Zähnen, nichts schlimmer, als etwas orrrdentlich aufzuschreiben!). Jetzt jedenfalls gehe ich ins Bett, ordentlich träumen.


miscellanea

Mittwoch, 17. August 2011

Kräuterhexenseifen mit Frauenmantel, Minze und Salbei (Seifen Nr. 16 und Nr. 17)

Da in unserer Küche seit zwei Wochen alles, was der Garten hergibt, zu Marmelade gekocht, in Essig eingelegt oder mit Wodka zu Limes verarbeitet worden ist, hatte ich keinen Platz zum Seifeln. Aber am Montag habe ich gleich zwei Kräuterseifen gemacht, eine mit Frauenmantelblättern und eine mit viel frischer Minze und einigen Salbeiblättern. Einen Teil der Kräuter hatte ich schon am Samstag in Rapsöl mazeriert und seither ziehen lassen. Der andere Teil kam frisch in die Seifen.


Folgendes Rezept habe ich verwendet:
290g Rapsöl (je 145g, angesetzt mit den mazerierten Blättern)
200g Kakaobutter
250g Olivenöl
250g Sonnenblumenmargarine
100g Jojobaöl
10g Bienenwachs (weiß)
100g Kokosfett
50g Mandelöl
Gesamtfettmenge 1250g
430g Wasser
Wasser zum Anrühren der Tonerden
60g Meersalz
Geplante ÜF: 7-8%
Das Fett wird gemeinsam geschmolzen, dann geteilt, zu jeder Hälfte kommt ein Rapsölauszug, die Lauge wird in zwei Portionen angerührt.

Was kommt noch in die Frauenmantelseife:

Rapsöl mit sieben mazerierten Blättern (Mazerat wird abgeseiht, nur Öl kommt in die Seife)
Weitere sechs Frauenmantelblätter (fein zerkleinert)
Gelbe Tonerde
Weiße Tonerde
Grüne Tonerde
Beduftet mit ÄÖ: Geranium, Thymian, Rosmarin, etwas Patchouli, je zwei Tropfen Cananga und Zedernholz

Die eine Hälfte des Seifenleims habe ich mit gelber und etwas weißer Tonerde gefärbt. In die zweite Hälfte kamen die pürierten Blätter und grüne und etwas weiße Tonerde. Ich dachte, wenn die Kräuter braun werden, sieht das mit etwas grüner Farbe außen herum schöner aus.





Zu der Minze-Salbeiseife mit Ghassoul kommen noch folgende Zutaten:
Rapsöl mit mazerierten Minz- und Salbeiblättern (Mazerat wird abgeseiht, nur Öl kommt in die Seife)
Weitere Minz- und Salbeiblätter (fein zerkleinert)
Ghassoul
Weiße Tonerde
Grüne Tonerde
Etwas Pfefferminztee (ursprünglich zum Bestreuen, dann in den SL gerührt)
Beduftet mit: Litsea cubeba, Zitronenmyrte, etwas Bergamotte-Minze 


Bei diesen Seifen hat wieder der Seifenkobold in die Küche geschielt, obwohl ich ihn doch bei Kap Hoorn ins Meer gejagt hatte. Gibt offensichtlich mehr von der Sorte (hihihuii). 
Die Minzeseife wollte ich in zwei Schichten machen, unten eine braune Schicht mit Ghassoul, oben eine topfmarmorierte Schicht aus einem Viertel des Seifenleims mit Kräuterpampe und grüner und etwas weißer Tonerde und einem Viertel nur mit grüner Tonerde. Als ich die Seife in der Form hatte, fiel mein Blick auf das Rapsöl, das ich vergessen hatte. Also habe ich die Seife nochmals in den Topf gelöffelt und das Rapsöl mit dem Stabmixer eingearbeitet. Das hat tatsächlich noch geklappt, aber jetzt ist die Seife einheitlich grün und gesprenkelt. Sie ist aber ganz hübsch geworden und duftet hervorragend.




Die Frauenmantelseife hingegen duftet sehr kräuterig. Das Geraniumöl, das ich als Hauptduft wollte, dringt kaum durch, dafür sind Rosmarin und Thymian sehr kräftig. Aber optisch ist sie schon sehr ansprechend.




Vielleicht verfliegt ja dieser extrem starke Kräuterduft noch ein bisschen. Bisher jedenfalls animiert mich diese Seife nicht zum Waschen, sondern zum Kochen - Hähnchenschenkel mit Thymian und Rosmarin und ... Patchouli? Bäh!


miscellanea

Sonntags segeln mit vier Süßen

Eine Freundin von uns, die früher jahrelang quer durch die Ägäis gesegelt ist, gibt neuerdings Segelunterricht auf dem Ammersee. Diese Gelegenheit haben wir beim Schopf gepackt und sind am Sonntag bei schönstem Sommerwetter einige Runden auf dem Ammersee gesegelt. 





Vier ausgesprochene Landratten und eine Seebärin auf einem acht Meter langen Kajütboot (H-Boot, Haaa-Boot, ts), der Kunissa: 




Das ist alles gar nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. In den Filmen geht das immer ganz lässig. Der Held macht die Leinen los, zieht kurz an ein paar Seilen und das Boot macht sich mit geblähten Segeln vom Acker, äh aus dem Hafen, während das knackige Beilagenblond sich auf Deck räkelt (an der Stelle, die der Kühlerhaube des an der Mole geparkten Boliden entspricht, versteht sich) und darauf wartet als Dessert verspeist zu werden. Bei uns war zuerst einmal Muskelschmalz gefragt, um die halbierte Walnuss mit unserem Gepäck und unseren Luxuskörpern zu der Boje zu pullen ("rudern" hätte es auch getan), an der die Kunissa vertäut war, und die Blondine hatten wir zuhause liegen lassen. Dann mussten Segel angeschlagen und Leinen da befestigt und dort entfernt werden ("Fock" und "Großsegel", heißt das, du Trockenschwimmer, und "Großschot" und "Fockschot"). Ich war eigentlich darauf eingestellt, meinen Tag an Bord als Leichtmatrose zu verbringen, das wäre bei dem herrlichen Wetter und der netten Gesellschaft auch sehr schön gewesen. Aber im Laufe des Tages durften wir alle mal ans Steuer ("Ruderpinne", du Trockenduscher). Ich war zuletzt an der Reihe, und es hat solchen Spass gemacht, mit der Kunissa durch die Wellen zu pflügen. Ich fühlte mich wie Leif Erikson oder Captain Cook (wohl eher Captain Dotterbart). Auf diesem Boot war ich sicher nicht zum letzten Mal. Was haben wir sonst noch gemacht? Fleischpflanzl, Kartoffelsalat, Zwetschgenkuchen, Hanutas und Schokoladennikoläuse gegessen, Wenden geübt, Fotos gemacht, uns den Kopf am Segelbaum gestoßen (Du hast dir den Kopf gestoßen, die anderen nicht), es wurde geschwommen (Rettet die Wale!) und geratscht und gelacht und getratscht. Ich habe mir den zweiten Sonnenbrand in diesem verregneten Sommer geholt (Wunder über Wunder). Schließlich legten wir wieder an unserer Boje an. Nachdem ich schweren Herzens die Ruderpinne aus der Hand gelassen hatte, wurde das Boot bettfertig gemacht, Segel abgenommen, hier etwas losgeschnürt und dort was festgebunden, unser Krempel in die halbe Walnuss geschafft, und zurück ging es ans Ufer. Ein kurzer, erfrischender Regenschauer, aber nachher beim Wirt konnten wir schon wieder im Garten sitzen und Seemannsgarn spinnen, wie alte Segler. 
Der Regenschauer bei der Kunissa, bevor er bei uns an Land ging:




"Blogger" hat mich seit vier Tagen kein Bild hochladen lassen, dafür gibt es jetzt gleich noch ein paar Ammerseeimpressionen.
Die Kunissa im Abendlicht an der Boje:




Träumende Boote:




Abendsonne am Ufer, nach dem Regenschauer:




Das muss ich unbedingt wieder machen (spinnen?), Segeln gehen.


miscellanea

Donnerstag, 11. August 2011

Im Naturpark Frankenhöhe

Jedes Jahr treffe ich mich mit alten Freunden für ein paar Tage auf einer Hütte oder in einem Ferienhaus zum Croquetspielen, Ratschen, Grillen und Lagerfeuer machen. Dieses Jahr haben wir uns im schönen Franken getroffen, in einem idyllischen alten Fachwerkhaus in einem Obstgarten.
Unser Häuschen war echt gemütlich, hier einige Fotos. Der große Esstisch:


Der Ausblick auf den Obstgarten aus dem Wohnzimmerfenster:


Die Ansicht vom Obstgarten her ...




... und der Blick zum Schuppen:




Wir hatten so einen Spass! Jeden Tag haben wir zwei Partien Croquet gespielt, am Freitag nur einmal. Da wir acht Personen sind, in vier Teams, dauert jedes Spiel so ca. drei Stunden. Das heißt, ich hatte Frischluft genügend an diesem Wochenende, es hat sogar für einen Sonnenbrand gereicht - Ein Wunder in diesem Sommer.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel:



Wir haben abends dann gemeinsam gekocht und danach eine Runde "Dixit" gespielt. Noch später dann wurden die Karten herausgeholt, und es ging ans Schafkopfen, einmal bis um halb sechs Uhr morgens. An den anderen Tagen war's nicht viel früher, so drei - halb vier. Da wir früh zwischen sieben und acht schon wieder auf den Beinen waren, kann sich jeder ausrechnen, dass ich am Dienstag, als ich wieder nach Hause fahren musste, bratfertig war. Ich habe dann auch den ganzen Mittwoch verschlafen. Mannomann, so gelumpt habe ich schon lange nicht mehr! Ich gelobe Besserung.
Auf der Heimfahrt habe ich deshalb gleich Station in der Abtei Plankstetten gemacht (Ora et labora, statt Karteln?), aber nur um für meinen Vater eine Flasche des hochgelobten Zwetschgenbrandes von Bruder Andreas zu kaufen. Aber die Abtei ist durchaus sehenswert, auch ganz ohne Brand:




Auf meinem weiteren Heimweg habe ich auch noch einer alten Bekannten einen Besuch abgestattet - der Bavaria-Buche bei Pondorf. Sie soll zwischen 500 und 800 Jahre alt sein. Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war ihre Krone noch vollständig und sie war noch nicht eingezäunt. Das war ein romantischer Abend damals, ein bisschen Mond, ein paar Grillen und zu allen Seiten die mächtigen Äste des uralten Riesen. Seit ein Sturm die Krone gespalten hat, und der Unterwuchs an jungen Bäumen sich ausbreiten kann, sieht die Buche bei weitem nicht mehr so imposant aus, obwohl man ihre einstige Größe bei genauerer Betrachtung noch erahnen kann. Aber so ist das: Auch so ein wunderbarer Baum muss irgendwann abtreten.




Aber für Nachwuchs ist gesorgt. Im Internet kann man Patenschaften für Ableger dieses Baumes übernehmen. Das Projekt heißt Kinder der Bavaria-Buche. Das ist doch eine nette Idee.

miscellanea

Donnerstag, 4. August 2011

Milchbar - Eine Tantalusseife (Seife Nr. 15)

Heute fühle ich mich wie Knut Desasterburg, wie er weiland aus dem Meer an Land watete, während sein stolzes Schiff hinter ihm in den Fluten des Großen Teichs versank: Ich habe eine perrrfekte Seife geseift und sie verbockt, verbockt, verbockt! (hihiiihui -> fieses koboldiges Kichern)
Folgende Rezepte habe ich für die Seife verwendet:


Für den Seifenleim in Babyblau und Rosarot:
180g Kokosnussfett (36%)
195g Rapsöl (39%)
70g Palmfett (14%)
50g Erdnussöl (10%)
5g Bienenwachs (weiß) (1%)
170g Wasser
40g Meersalz für die Sole
Gesamtgewicht: 500g
Geplante ÜF 7%
Gefärbt mit: Blaupaste und rotem Pigment (jeweils nur eine Messerspitze)
Beduftet mit: PÖ Marrakesch


Für den weißen Seifenleim:
175g Kokosnussfett (35%)
250g Mandelöl (50%)
70g Sheabutter (14%)
5g Bienenwachs (weiß) (1%)
170g Wasser
40g Meersalz für die Sole
Geplante ÜF 7%
Ungefärbt und unbeduftet


Gestern abend ist alles so gut gelaufen. Eine Seife, die farblich an eine Eisdiele oder eine Milchbar aus den Fünfzigern erinnern sollte, wollte ich machen. Meine beiden Seifenleime waren zahm. Ich konnte schon beim Eingießen des ersten, rot und blau gefärbten, sehen, dass sich wunderschöne Halbkreise bildeten. Die habe ich noch mit einem Stäbchen verzogen, damit es nicht ganz so glatt getrichtert aussah. Der zweite Leim war gerade dickflüssig genug, um nicht in die untere Schicht einzudringen, oben konnte ich ein bisschen roten und blauen Seifenleim verteilen und marmorieren. Und zum Schluss ist mir sogar ein hübsches Topping gelungen. 



Das war zu viel des Guten und muss den Neid der Seifengötter angestachelt haben. Als ich um halb zwölf die Form zum Gelen in den leicht warmen Backofen verräumt und den Wecker auf halb drei gestellt hatte, haben sie den Seifenkobold geholt, der den Wecker verstellt hat, so dass ich erst um halb vier den Ofen ausschalten konnte. Und dann hat der Seifenkobold mich dazu verführt, schlaftrunken wieder in mein Bett zu wanken. Und ich habe die Seife nicht geschnitten (Das gibt dreißig Hiebe mit der neunschwänzigen Katze auf die Fußsohlen oder so)! Und am Morgen dann das Desaster! Jedes, Seifenstück, das ich mit Messer oder Draht abgeschnitten, abgesägt, abgebissen oder mit der Handkante abgeschlagen habe, ist gesplittert. Meine schöne Seife! Und ich kann nichts damit machen, außer sie anzusehen, es sei denn ich möchte einen Haufen trauriger Splitter haben. Na ja, streicheln kann ich sie auch, und sie fühlt sich an wie glatte Seide (Riesenseufzer!).



Dabei ist mir dieses Mal sogar die kleine Marmorierung im oberen Teil der Seife gelungen, und der ungefärbte Seifenleim ist wirklich schneeweiss geworden. Ach, manchmal tut jammern soo gut. Wenn ich bedenke, dass ich am Morgen vor dem Aufschneiden noch daran dachte, die Seife umzubenennen in "Nofretete" (Die eigentliche Frage ist doch nicht, warum die Schöne wieder gegangen ist und nur Scherben zurückgelassen hat, sondern warum sie eigentlich überhaupt zu Dir gekommen ist?).



Jetzt habe ich noch fast die Hälfte des Blocks ungeschnitten übrig:


... und dazu ein Eimerchen mit größeren und kleineren Splittern:



Was ist jetzt zu tun?
Erstens werde ich ein Duschsalz nach diesem Rezept von Lavarie machen, aber erst, wenn die Seife gut abgelagert ist. Als zusätzliche Öle werde ich Mandel- und etwas Arganöl nehmen, also sehr luxuriös. Vielleicht werde ich auch für ein Glas Duschsalz Salz aus dem Toten Meer probieren.
Zweitens werde ich versuchen, die Seifenschnipsel in einer Salzseife als Konfetti zu verarbeiten. Eine Salzseife wollte ich schon lange einmal machen.
Drittens: Eine Soleseife kann man ja nicht als OHP verarbeiten, da sie aussalzen würde. Aber vielleicht kann ich sie anders in eine neue Seife integrieren. Ich will versuchen, die Seife mit Öl und Fett ganz fein zu pürieren. Diese Fett-Seife-Mischung will ich dann möglichst kalt verseifen. Vielleicht ergibt sich ja eine homogene Masse. Ein Versuch lohnt sicher.
Und viertens werde ich den Seifenkobold durch alle Länder und Kontinente jagen, bis er am Kap Hoorn in die Fluten stürzt und sich in eine Wolke missfarbenen Schaums auflöst! Jawoll!
Und jetzt gehe ich ins Bett, Frust schieben. Morgen fahre ich einige Tage ins schöne Frankenland zum Ratschen, Grillen, Ums-Lagerfeuer-Herumsitzen und Croquetspielen. Das wird sicher schön.
Ach ja, sollte jemand noch mit einer Idee aufwarten können, wie ich den restlichen Seifenblock aufschneiden kann, bitte dringend melden!

miscellanea

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