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Montag, 30. September 2013

Venustransit - Seife Nr. 76

Was? Schon wieder ein Post? Ich weiß, aber wir hatten doch am Wochenende Besuch. Und der wollte gerne einmal Badekugeln kugeln, die duften nach Ylang Ylang und Orange-Tangarine ...



... und Seife seifeln wollte er auch (braver Gast). Das haben wir auch getan, und so gibt es tatsächlich wieder einmal eine Seife hier zu sehen. Folgendes, von Dandelion aus dem Seifentreff angeregte (und auf gut Glück veränderte) Rezept haben wir benutzt:


40g Stearin
250g Kokosfett
320g Olivenöl
320g Distelöl
70g Mandelöl
10 Bienenwachschips
Gefärbt mit: Rosenrot, Rot, Ultramarinviolett, Gelb, Blütenorange
Dazu passend der Duft: Marrakesch

Eigentlich hätte das ein Columnswirl werden sollen. Damit stehe ich aber sowieso auf Kriegsfuß. Und dieses Mal ist noch der Vorführeffekt dazugekommen. Ich war wenigstens so klug, ein erprobtes Rezept zu suchen. Aber das ist bei mir mit dem Seifeln wie mit dem Kochen: Es wird nie so gemacht, wie es im Rezept steht. Ich glaube, das kann ich gar nicht. Also wurde das gute Rezept passend zu den Vorräten in meiner Seifenkiste zurecht gezimmert und die Folge war, dass wir gar nicht so schnell färben und gießen konnten, wie die Seife andickte. Das erklärt auch die eigenwillige Marmorierung der Stücke. Ich habe wieder eine sternförmige Kerze zum Übergießen benutzt. Daher die erratischen Zickzackmuster auf manchen Seifen.




Die Farben haben es vorgezogen sich im Inneren der Seife zu verstecken und fast nur am Rand aufzutauchen. Auch mal was Neues.



Aber trotzdem gefällt mir das Seiflein ganz gut mit seiner kleinen goldenen Schnecke als Schmuck. Wenn wir uns ein bisschen Mühe gegeben hätten, wäre uns wahrscheinlich sogar ein schicker Name in den Sinn gekommen, etwa "Summer of Love" oder "Give Peace a Chance". Aber wie es eben so geht, hört die Seife nur mehr auf den Namen "Venustransit". Warum? Da müsst ihr sie selbst fragen. Vielleicht erwecken die bunten Flammen das Gefühl von venusischer Hitze, dazu der etwas schawüüle Nag Champa-Duft. Wer weiß? Und vor allem: Wer will es überhaupt wissen? Den Herrn Sol kratzt es herzlich wenig, wenn die hitzige Venus an ihm vorüberzieht und ihn anbalzt.

miscellanea

Auf dem Pantaleonsberg

Dieses Wochenende hatten wir Besuch von einem guten alten Freund und gemeinsam sind wir heute dem noch immer andauernden Renovierungsstress (Wusstet ihr, dass es gute fünf Wochen dauert, bis Fenster geliefert werden?) entfleucht und nach Kranzberg auf den Pantaleonsberg gefahren, wo ein netter kleiner Künstlermarkt wartete. Dieser Berg mit seiner näheren Umgebung hat eine sehr wechselvolle, bis in die mittlere Bronzezeit zurückreichende Besiedlungsgeschichte. Sowohl die Lage, als auch die Aussicht mussten aber Leute anlocken.



Ganz in der Nähe, in Bernstorf, hat man vor einigen Jahren einen bedeutenden keltischen Goldschatz gefunden, der sich als Teil der zeremoniellen Bekleidung einer Götterstatue erwies. 


Mir gefällt ja besonders das aus Bernstein geschnitzte, bärtige Männergesicht, das dort auch ausgegraben wurde. Ich finde, das schaut so freundlich verschmitzt.


Für diese und andere Funde wird es wahrscheinlich nächstes Jahr ein Bronzezeitmuseum auf dem Pantaleonsberg geben. Ich bin schon gespannt.
Auf diesem Markt gab es allerlei verführerische Dinge zu kaufen und wir haben fast allen widerstanden. Sind wir nicht brav? Obwohl es so niedlich bemaltes Geschirr gegeben hätte:


Aus alten Eisenteilen und Werkzeugen hat ein Kunsthandwerker eine Schale auf einem Ständer gefertigt, vielleicht für Blumen oder eine Feuerschale:


Oder dieser wunderschöne Metallguss, der ursprünglich als Kanaldeckel dienen sollte. Mir gefiele er auch gut als Gitter und Durchguck in einer Mauer:


Ich mag diesen kleinen, feinen Kunsthandwerkermarkt, der immer am letzten Septemberwochenende stattfindet. Bis nächstes Jahr wieder!


Apropos Kunsthandwerk. Ich habe mich auch wieder mal betätigt, zwar nicht so gekonnt wie die Professionellen, aber mir gefällt mein Werk. Ein neuer Nunofilzschal in einem zart graugrünen Farbton, befilzt mit Wolle in herbstlichen Rottönen. Leider kommt der Farbton der Seide auf dem Foto nicht richtig raus.



Mit diesem Verhau zuhause komme ich gar nicht mehr zum Seifeln und Handarbeiten. Und ach, morgen um halb acht rücken die Handwerker schon wieder ein. Mittlerweile wäre es fast besser, sie würden gleich bei uns einziehen. Warum haben wir nicht so ein schnuckeliges Häuschen wie die Weinbergschnecken, die in Scharen und wie hier als Tandem durch unseren Garten wandern?


Jedenfalls hat uns wohl der Wunsch nach einer wetterfesten Behausung heute dazu getrieben, uns gleich zwei Burgen zu kaufen. 



Sind das nicht zierliche Wunderhäuschen? Eine Burg ist aus einem Baumschwamm geschnitten, die andere aus einer knorrigen Holzwucherung und beide sind nur wenige Zentimeter hoch. Und sie lassen sich so zusammenschieben, dass man nur mehr ein Stück Holz sieht, Burg in Parkstellung, sozusagen.
Na gut, zugegeben, bewohnbar sind sie - hübsch hin oder her - nur für Wünsche. Aber das reicht ja manchmal auch schon aus.

miscellanea 

Sonntag, 15. September 2013

Ich will zur schönen Sommerszeit ...



… ins Land der Franken fahren.“ heißt es so treffend im Frankenlied. Nun ist es ja noch Sommer gewesen bis letztes Wochenende, wo am Samstag das Wetter auch wirklich nochmals zu sommerlicher Hochform aufgelaufen ist. Deshalb (und weil du dem Renovierungsschaos zuhause entfliehen wolltest) sind die Kampfklöpplerinnen und ich ins Land der Franken, genauer nach Abenberg, noch genauer auf das dortige Klöppelfest gefahren.
Ich mag ja diese alte Burg auf dem Berg, obwohl ein Teil der stattlichen Türme nicht dem Hochmittelalter, sondern den romantischen Träumereien zweier reicher Knilche aus dem 19. Jahrhundert entsprungen ist.







Auf der Burg ist ein ganz feines Klöppelmuseum untergebracht, außerdem das „Haus der fränkischen Geschichte“, in dem zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Klöppelschule Abenberg eine Ausstellung gezeigt wird, die „Klöppelkunst mit zeitgenössischer Kunst“ verbinden soll.

Für diese Art der Goldspitzen aus feinstem Golddraht ist Abenberg berühmt:



Aber man kann natürlich mit den Spitzen auch noch anderes anstellen, z.B. eine Schwammerlskulptur schmücken:



Schön sehen auch Spitzenhütchen und Schmuck aus.






Und man kann noch weiter gehen. Diese filzigen, einer feinen Spitze entwachsenden Finger strecken sich nach der goldenen Kugel aus, die vor ihnen schwebt. Man fragt sich unwillkürlich, was wohl passieren wird, wenn sie sie erreichen.




Vielleicht eine Symbiose: Dicke, knubbelige geklöppelte Filzstränge ...

Sie sahen irgendwie so essbar und nahrhaft aus, wie appetitlich runde Champignons oder auch Mozzarellakugeln. Na ja, wahrscheinlich hatte ich nur Hunger.



Es waren auch noch viele Erinnerungsstücke und Spitzen aus der hundertjährigen Geschichte der Klöppelschule Abenberg ausgestellt. Manche der Spitzen lägen durchaus in Reichweite meines Könnens, bilde ich mir ein.






Andere dagegen sind ungefähr so weit entfernt wie die Beteigeuze. Was für ein Kunstwerk!




Dieses Bild hat es mir besonders angetan. Es zeigt Anna Ring, die erste Leiterin der Klöppelschule in Abenberg. Sie hat ganz offensichtlich schon als Kind sehr gern und virtuos geklöppelt.




Während das Klöppeln für diese Frauen wohl eher ein hart erworbenes Zubrot ermöglichte, auch wenn sie dabei angeblich fröhlich gesungen haben sollen (das Heckerlied?).




Am Ausgang der Ausstellung dann ein veritabler Skandal - Diese tolle Harley hatten sie bei dem schönen Wetter im Haus eingesperrt.




Dabei wäre ich mit der so hammermäßig cool über Tal und Hügel geklöppelt, äh, gebügelt, wenn sie mich gelassen hätten. Da hättet ihr Augen gemacht, rund wie Tortenteller. Stattdessen habe ich mich ein Weilchen zu Herrn Wolfram von Eschenbach in seine Nische gesetzt.




Und ein bisschen Laute gespielt wurde natürlich auch.




Dann sind wir hinunter in den malerischen Ort unterhalb der Burg geschlendert. Dort gab es einen Klöppelmarkt, wo man alles kaufen konnte, was das Klöpplerherz nur begehrt. 




Ich war dieses Mal ganz besonders brav, obwohl mein Klöpplerherz natürlich alles Mögliche und Unmögliche begehrt hätte, und habe mich bloß an den alten Klöppelbriefen der Klöppelschule bedient, die gegen eine Spende abgegeben werden.




Zugegeben, nicht nur. Zwei blaue Keramikengelchen habe ich mir gegönnt. Und Sockenwolle ist mir noch in die Tasche gesprungen. Aber das war’s dann. Ehrlich! Und andere haben auch Gefallen an den alten Briefen gefunden; denn dieser Arm gehört nicht zu mir.



Vor der allergrößten Hitze bin ich zunächst in die trutzige Kirche des Ortes mit ihrem Wehrturm geflüchtet. Sie ist in Teilen noch romanisch.




Aber die Erfrischungen in der Eisdiele waren dann doch verlockender.
Auf der Rückfahrt sind wir noch im Kloster Plankstetten vorbeigefahren, um im Klosterladen ein bisschen einzukaufen. Ich habe mich wieder einmal an den Zwetschgenbrand gehalten. Nein, nicht so, brrr. Der ist für mein Väterchen zu Weihnachten. Man sollte doch Geschenke immer rechtzeitig besorgen.

miscellanea

Montag, 9. September 2013

Von den Schrecken des Alltags – Die kleine Dachreparatur

Kennt ihr das auch? Das Haus hat ein Wehwehchen. Man sagt sich: Das müsste mal gemacht werden, vielleicht am besten noch dieses Jahr. Man ringt sich dazu durch, so gegen Ende Mai und kaum hat der September begonnen, sind die Handwerker auch schon da. Bei uns waren das die Dachdecker, um unsere drei Gauben zu inspizieren und auf Vordermann zu bringen. Bei den ersten beiden lag zwar einiges im Argen, aber die Reparatur ging recht flott vonstatten. Dann kam Nummer drei (Hier ist jetzt eine lange und betretene Pause angebracht). Die Gaube war von außen und innen gut verkleidet, kein Schaden sichtbar. Nur oben auf dem Dach, so schien es, musste nachgebessert werden. Die Fenster waren alt, aber wir dachten, es wäre ausreichend, sie nächstes Jahr auszuwechseln.
Aber zum Glück – oder wie man es eben betrachten will – ist der Dachdecker ein sorgfältiger Mann und wollte nur noch einen prüfenden Blick auf die tragende Konstruktion werfen. O Graus!
Es gab nämlich außer dem Fensterrahmen der Gaube, einem zu dünnen Querbalken über den Fenstern und ein paar Querlatten gar nichts, was die Gaube und die schweren Dachbalken noch gehalten hätte. Denn die Seitenbaken und die Fußpfette – ein einziger Modder.






Außen und innen hui und ganz innen pfuipfuipfuipfui!!!!
Das Ende vom Lied: Unser Schlafzimmer hatte noch am selben Abend kein Dach mehr. Gaube weg, Dach weg, Schlafterrasse.









Aber auch hier setzt sich der unverbesserliche Optimist durch, der weise den Finger hebt und sagt: Besser jetzt, als im Winter plötzlich ohne Dach aufzuwachen.
Ich habe sogar unter dem wunderbar bestirnten Himmel geschlafen, bis mich morgens um halb fünf der Taufall aus dem Liegestuhl und in mein provisorisches Bett getrieben hat. Ich meine, wann bekomme ich jemals wieder so eine atemberaubende und leider nur schönwettertaugliche Schlafzimmerdecke?
Mittlerweile ist dem unbehüteten Zimmer ein neuer Dachstuhl gewachsen.





Irgendwann wird hoffentlich auch der neue Innenausbau fertig sein.
Und vielleicht gibt es vor dem Winter auch noch Fenster – Spass beiseite: Aber drei Wochen wird es damit schon noch dauern.
Der Vorbesitzer war ein Mann voll DIY-Arbeitseifer und geringen handwerklichen Fähigkeiten. Die Trockenbauwand, die den Dachboden vom Schlafzimmer trennt, hat er auf den alten Teppichboden gebaut und darüber dann Laminat verlegt. Und das Lichtkabel hat er – bodenloser Leichtsinn! – direkt festgeschraubt und ein paar andere Schrauben sind dem Kabel auch gefährlich nahe gekommen. Dass er auf diese Weise seine Bude nicht abgefackelt hat, grenzt an ein Wunder.



Und die Gaube hat er so fehlerhaft eingedeckt, dass jahrelang das Wasser ungehindert ins Holz dringen konnte. Da fault auch der beste Balken.
Ephraim Kishon hat einmal geschrieben: „Nichts auf der Welt wird sehnsüchtiger erwartet als ein Handwerker, es sei denn der Messias. Aber da kommt noch eher der Messias.“ Wenn ich mir meinen Schlafzimmerrohbau so ansehe, wäre es mir fast lieber gewesen, ich hätte nur auf den Messias warten müssen.

miscellanea
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