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Donnerstag, 13. Oktober 2011

In Memoriam Oktoberfest oder Pfiadi Wies'n 2011 (Seife Nr. 28)

Das Oktoberfest - es ist vorbei. Schade? Gottseidank? (Aus is und goar is und schee is, dass woar is!) Keine Heerscharen von aufgetrachtelten, mit Flaschenbier vor- und nachgeglühten Leuten mehr im Pendlerzug, deren ganze Lebens- und Liebesgeschichte das gesamte Zugabteil  kennt, wenn sie aussteigen und natürlich sowohl die Flaschen als auch den Bierdunst im Zug zurücklassen. Kein Hindernisparcours mehr am Morgen zwischen Müll in Massen, erbrochenen Maßen, zerbrochenen Flaschen, schlafenden Flaschen und den intimeren Hinterlassenschaften von "bsuffane Wagscheidl", die das Klo zu finden nicht mehr imstande waren. Keine böse Überraschung mehr, wenn du etwas in den Abfalleimer des Zugs werfen willst und feststellen musst, dass einer hineingeko... hat. Endlich ist jedes Wies'ndirndl und Wies'ndeandl im Boulevard durchgenudelt worden. Endlich sind die muffigen, da selten getragenen Lederhosen und Dirndl wieder im Schrank verräumt und dem manchmal erstaunten Blick Vorübergehender entzogen, denn - Sie müssen jetzt stark sein, meine Herren - eine kurze Lederhose kleidet nicht jeden Mann, auch wenn sie sich mühelos unter jeder Wampe festklemmen oder mit Hosenträgern über Steckerlwaden baumelnd fixieren lässt. Und auch Sie, meine Damen, sollten wissen, dass Sie eine Aussage machen mit der Art, wie Sie Ihr Dirndl tragen. Ein Dirndl steht zwar nach gängiger Meinung jeder Frau, sofern man nicht einen mit Stickerei und sinnlosen Aufdrucken aufgeträllerten Pseudomehlsack aus der Landhausabteilung für ein solches hält. Aber ein hervorspitzelnder Unterrock besagt genau das: Ich bin spitz wie Nachbars Lumpi. Das sollte man schon wissen, bevor man in sein Dirndl und auf die Wies'n hüpft.
Aber genug geschimpft! Es gibt ja auch eine ganze Reihe properer Lederhosenträger, nach deren strammen Waden man gerne ein bisschen schielt, und ein fesches Dirndl steht wirklich jeder Frau und das in jedem Alter. Meist ist die Stimmung zur Wies'nzeit auch eine freundlich entspannte,  aber eben und leider nur meistens.
Ich jedenfalls habe ein bisschen Voodoozauber betrieben und eine Oktoberfestende-Seife gesiedet, in der Hoffnung, dass die Wies'nvorberichterstattung nächstes Jahr nicht schon im März beginnen und niemand auf die Idee kommen möge, das Oktoberfest auf drei Wochen auszudehnen.

Folgende Ingredienzien habe ich verseift:
500g Kokosfett
260g Palmfett
140g Kakaobutter
200g Erdnussöl
200g Rapsöl
360g Olivenöl
140g Mandelöl

3 Scheiben Leberkäs
1 Friteusenfüllung Frittenfett

Geplante ÜF 6-7%

Lauge aus Löwenbräubier mit Brezensalz und Meersalz
Gefärbt mit: bayerischer Himmelsblaupaste, Kakaolebkuchenbraun, Filmrissschwarz und Maiwiesengrün
Beduftet mit Sex on the Wies'n
Bunte Seifenreste zur Verzierung der Einleger habe ich auch noch aufgetrieben

Gesamtfettmenge 1800g, aufgeteilt auf zwei Siedetage:
Erster Teil am 3. Oktober (letzter Oktoberfesttag): Zwei Platten im einmal unterteilten Dividor, eine braune für die Einleger, eine blaue für die blauen Rauten (Blau? Eher ein Türkis. Dafür ist wohl die Bierlauge verantwortlich)
Zweiter Teil am 6. Oktober: Ungefärbter Seifenleim für die weißen Rauten und grüner für die Wies'n

Randbemerkung: Ich werde sicher nie wieder Bier für die Lauge nehmen. Das hat geduftet wie Pferdepipi an einem schwülen Sommernachmittag kurz vor dem Gewitter (das und die Kombination mit Kakao und PÖÖöööh ...).

Am Dienstag war die braune Seifenplatte trocken genug, also habe ich die Einleger ausgestochen und mit den bunten Seifenresten verziert. Für diese Fitzelei habe ich den ganzen Abend gebraucht. Ich dachte, das geht hopphopp, aber dem war nicht so.
Nachdem ich am Donnerstag die Lauge für den grünen und den ungefärbten Teil der Seife angesetzt hatte, habe ich die blaue Seifenplatte in Rauten geschnitten. Ich dachte das geht hopphopp ...
Aber einige Drohungen gegen den Wittelsbacherknilch später, der die Frechheit besessen hat, den Grafen von Bogen ihr Rautenwappen wegzunehmen, statt sich für eine schlichte, einfarbige Fahne (am besten in Rot!) zu entscheiden, ist es mir doch gelungen, eine halbwegs an ein Rautenmuster erinnernde Verteilung der blauen Seifenstücke im Dividor zu erzielen, mit dem weißen Seifenleim aufzufüllen und die Trennstäbe vorsichtig aufzusetzen. Dieses Mal habe ich tatsächlich eine Spritze gefunden. War das ein Gemansche!
Dagegen war es dann fast ein Kinderspiel die Einleger einigermaßen mittig zu platzieren und mit dem grünen Seifenleim einzugießen. Dann ab zum Schwitzen in den Ofen! Ich habe an dem Abend tatsächlich gleich noch eine Seife  gemacht, darüber aber mehr im nächsten Post.

Die Seife ist noch immer recht weich. Aber ich war so ungeduldig und wollte wissen, wie sie geworden ist. Nach dem Schneiden und Hobeln sieht meine Oktoberfestseife jetzt so aus:

Es gibt Lebkuchenherzen ...





... und herzige Dirndl ...




... natürlich kernige Lederhosen ...






... und ein Münchner Maskottchen ist auch dabei - Waldi, der Dackel:





Weil's so schön war, hier nochmals alle zusammen:




Aus den Resten sind noch zwei Drachenseifen entstanden:




Und für solche Winzseifen hat es auch noch gereicht:





Inzwischen ist auch jede Anrüchigkeit verflogen. Die Seife duftet sehr lecker.

Hm, ich weiß nicht, ob ich das so sagen darf, aber ich hege eine Hoffnung: Vielleicht kaufen ja die Chinesen das Oktoberfest ...

miscellanea

17 Kommentare:

  1. unglaublich..........................
    sowohl Text als auch die Seifen!!!!
    ich bin sprachlos
    Herrlich

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  2. ja, der Meinung bin ich auch, unglaublich witzig und toll umgesetzt!

    liebe Grüße
    Dörte

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  3. Was soll man dazu schreiben??? Mit deinem Text hast du mir den Tag versüsst, bin noch am grinsen und die Seifen sind ja mal... na eben unglaublich!
    Liebe Grüße, Anke

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  4. Unglaublich!!!!! Wie toll sind die denn geworden. Klasse umgesetzt, darauf muss man erst kommen...
    Einfach toll...
    LG
    Sibylle

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  5. Wahnsinn! Die viele Arbeit wäre selbst mir zu viel. Schon allein wenn ich daran denke die Rauten alle in Reih und Glied zu bringen. *schwitz*
    Aber das hast du echt toll gemacht und die Seife ist wirklich spitze!

    lg, Sabine

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  6. I wer narrisch!! Das ist ja das Allerbeste was ich je gesehen habe!! Und wie gleichmäßig die Rauten geworden sind; wenn die Chinesen oder Japaner oder Amis oder wer auch immer das entdecken (Aussis, Kiwis, Italiener, etc.), die werden Dir das Zeug förmlich aus den Händen reißen...

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  7. Spitzen Post!! Und klasse Seifen, wahnsinn, diese Arbeit.
    Viele Grüße
    Evelyn

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  8. Tolle Seifen!!!!!
    Viele Grüße aus Bayern
    Sibylle

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  9. Ich bin extrem beeindruckt!! Die viele Arbeit hat sich aber gelohnt, die Seifen sind ein Traum!!! Obwohl, für mich wär das nichts. Klasse!!

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  10. Ich kann nur zustimmen: Seife mehr als sehenswert und Text mehr als lesenswert! Die Seifen sind klasse geworden und das Rautenmuster hast Du super hingekriegt. Das Mega-Gefummel hat sich gelohnt! Super!
    Liebe Grüße

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  11. Meine Güte, das ist eine total schöne Wiesn-Seife geworden! Was für eine Arbeit, Respekt!

    LG
    Eva

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  12. Liebe Petra.
    Deine Oktoberfest-Seifen sind ja total cool :-).
    Was Frau alles aus Seife machen kann.
    Ganz herzliche Grüsse
    Anne-Mette

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  13. Deine Seifen sind echt klasse und dein Text wie immer erheiternd, wunderbar!
    Schön das dir mein Tuch gefällt, schau doch mal hier: http://www.voila-muenster.de/PDF%60s/104-105_Schultertuch.pdf
    Sonst kannst du mir auch mailen, dann schicke ich dir die Anleitung per Post oder mail.
    LG
    Andrea
    Ich werde es wohl zu weihnachten als Geschenk auch noch einmal aus Sockenwolle stricken, abends bin ich nicht mehr ergiebig für feine Lacetücher.

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  14. Wow - sind das tolle Seifen!
    Diese Arbeit - nichts für mich!

    Bewundernde Grüße,
    Biene

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Ich freue mich über euere Kommentare. Danke, dass ihr euch die Zeit dafür nehmt :-)))

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