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Sonntag, 22. Juli 2012

Sie kann's einfach nicht lassen

Nein, das kann sie nicht. Jedes Wochenende woanders: Den ersten Julisamstag in Rust verjuchtelt und letztes Wochenende mit der Selbsthilfegruppe der anonymen Seifensüchtigen in Upflamör versiedet, verratscht, verschöpft, verschachtelt und verdreht. Ähm, ja.
Das Treffen begann schon mit einer sehr verräterischen Vorstellungsrunde (Namen von der Redaktion geändert): "Hallo, ich bin die Johanna und ich bin seifensüchtig." "Und ich heiße Martina und habe zuhause 5000 Seifen im Keller." "Ja, ich bin Linda und habe die Sache, denke ich, im Griff" ... Nun, Seifensüchtige waren wie immer in Upflamör genau an der richtigen Stelle, und jemand der schon ein paar Tausend Seifen hat, braucht sicher noch ein paar Dutzend mehr, und wer wen im Griff hatte, der Virus die Süchtigen oder umgekehrt, war an diesem Wochenende auch grad wurscht.
Natürlich haben wir wieder mit Sannyas nach ihren Rezepten geseifelt, diesmal eine Seife mit frischer Avocado und Aloe Vera (Seife Nr. 50) und eine Verlaufsschichtseife oder Schichtverlaufsseife (Seife Nr. 51). Na ihr wisst schon, man färbt 300g des Seifenleims in einer Farbe, gießt 200g in die Form, rührt in den Rest 200g des ungefärbten Seifenleims, gießt wieder 200g davon in die Form, aber vorsichtig, damit die untere Schicht so wenig wie möglich gestört wird. Dadurch wird jede Schicht ein wenig blasser als die vorhergehende, Farbverlauf eben. 
Meiner Avocadoseife habe ich farblich ein wenig zu sehr mit "Forest Green", vulgo "Waldgrün" nachgeholfen. Trotzdem finde ich sie sehr schön. Und sie duftet fein nach Orangenöl süß und bitter, Tangarine und Orangenblütenöl. Die Seifen sind dieses Mal geradezu bereitwillig aus den Formen geschlüpft, so als wüssten sie, dass nach zwei Wochen dringend wieder ein Post fällig ist und ich Bilder brauche, zum Angeben natürlich, wozu sonst.
Und hier sind meine waldgrünen Avocadoschätzchen:
Niedlich behoste Miezen, sich sonnend:




Göttliche Willendorferinnen - man beachte den künstlerisch wertvollen Farbkontrast zu Tischdecke und Abendbrot-Tomaten:




Wilde Amerikaner




Friedliche Tauben und ein Steinbockerl - Das ist natürlich nur für mich!




Und - Plastik-Puddingbecher. Auf diesem Foto kommt die Farbe der Wirklichkeit am nächsten, mehr kann man dazu nicht sagen:




Eine Seifenform für Grobmotoriker - definitiv. 
Die Schichtseife duftet farbkonträr und intensiv nach Lavendel, Lavandin, Amyrisöl, Bergamotte-Minze und Verbene. Aber das ist mir egal. Mir gefällt die sonnige Färbung mit "Sunset Yellow" auch mit einer lecker-lavendeligen Duftnote.






Eine kleine Kakaoader habe ich auch noch hineinpraktiziert. Und aus dem hellen Restleim ist noch eine etwas farblose Dahlie entstanden. Sieht aber doch hübsch aus.




Die Seife hatte eine Nacht lang Zeit für die Gelphase, da wollte sie aber nicht so recht. Erst als ich sie aufgeschnitten in meinem huschelig warmen Auto Richtung Heimat kutschiert habe, ist ihr so richtig heiß geworden. Als ich zuhause angekommen bin, war auch sie mit Gelen fertig.
Natürlich musste auch dieses Mal wieder eine Graupappeschachtel her. Das ging aber erstaunlicherweise ganz ohne Rumpelstilzcheneinlage meinerseits ab (ommm).







Die Schachtel ist übrigens mit dem Londoner U-Bahn- und Nahverkehrsplan bezogen. Ich bin so stolz auf mich! Und soo froh, dass Andrea Seifenzwerg mich überredet hat.
Doro hätte mich zum Perlendrehen gar nicht überreden müssen. Aber jedesmal wenn ich mich dem Perlenbrenner näherte, sass da schon jemand, oder ich musste dringend einem anderen Vergnügen nachgehen - Essen, Schachtel basteln, Seifeln, Papierschöpfen, Schiffchenspitze erklären, ratschen, Kaffeetrinken. Aber in der Nacht von Samstag auf Sonntag habe ich mir den Brenner doch noch erobert. Und das ist dabei herausgekommen:




Ich mag es, wenn die Perlen so ein bisschen (sehr) unregelmäßig sind (Doro schaut schon immer ganz mitleidig). 
Dank Angelika habe ich auch eine ganz neue Verpackungsidee entdeckt. Praktischerweise habe ich gleich ein Ansichtsexemplar als Vorlage bekommen. Ab jetzt müssen sich Plastikwasserflaschen sehr vor mir hüten, wenn sie ihre Bodenständigkeit behalten wollen.





Marlene und ich haben am Samstag noch einen kleinen Workshop im Workshop veranstaltet - Papierschöpfen. Bevor ich mit Erklären fertig war, hatten sich schon alle auf die Schöpfbutten geworfen, Marlene und mir die Schöpfrahmen entrupft und in Nullkommanix stapelten sich ganze Berge von frisch geschöpftem Papier. Bevor meine Schöpfrähmchen sich selbständig gemacht haben, ist es mir noch knapp gelungen, selbst ein Kuvert und eine Karte mit Serviettenmotiven zu schöpfen. 





Sogar die bunte Pulpe hat noch Abnehmer gefunden. Ich glaube, es gibt seit letztem Samstag ein paar Papierschöpfinfizierte mehr (hehe). Das haben wir gut gemacht, Marlene.
Ach, es war wieder schön in Upflamör! Ich freue mich schon auf Upf7 im nächsten März.
Auf dem Heimweg habe ich noch den Bussen besucht, den "Heiligen Berg Oberschwabens". 




Ich treibe mich in letzter Zeit auffallend häufig auf heiligen Bergen herum. Ich muss das ganz schön nötig haben. Der Bussen ist jedenfalls ziemlich steil. 




Auch die Vorstellung, dass schon Kelten und Römer sich da hinaufgewuchtet haben, hat mich nicht wirklich getröstet. Aber der Anstieg ist kurz und wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Das Innere der Kirche ist 60er-Jahre-modern und kühl und entspricht nicht den landläufigen Vorstellungen einer Wallfahrtskirche.




Ich bin dann noch zur Burgruine aus der Stauferzeit hinüberspaziert und habe den Bergfried erklommen.






Acht lange Jahrhunderte Dienst als Mauerstein zu tun, ist sicher sehr anstrengend. Das hat jedenfalls er mir so erzählt.




Oben dann ein gigantischer Rundumblick und Ruhe. Ich war ganz allein und konnte mich als Ritter und Burgherr auf Wache fühlen. Die einzigen Störenfriede waren allerdings heranziehende Regenschauer.




Ich bin eine ganze Zeit lang dort oben geblieben und habe in die Ferne, nein, in die Weite geschaut, bevor ich mich endgültig auf den Heimweg gemacht habe. Ich finde "Weite" ist ein so viel schöneres Wort als "Ferne".
Die Regenschauer haben mich übrigens erst kurz vor Memmingen eingeholt.


miscellanea

7 Kommentare:

  1. Gibt es bei diesen vielen Viren. die in Upflamör rumfliegen überhaupt noch eine Rettung?
    Wahrscheinlich nicht *lol*
    Schöne Seifen habt ihr dort gewerkelt und deine Perlen gefallen mir. Ich glaube , ich hätte zuviel Respekt vor dem Brenner.
    LG
    Andrea
    deine Perlen sind nicht unregelmäßig sondern einzigartig

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  2. Wie ich schon oft geschrieben habe, fasciniert mich deine vielen Seifen und was du alles drüber berichtest. Und so toll sehen sie aus.
    Ja, da hast du schon recht, Weite hört sich positiver als Ferne an.
    Wünsche dir einen guten Start der neue Woche.
    LG
    Anne-Mette

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  3. Da hattest du aber echt ein intensives Wochenende. Deine Katzen sehen süß aus, auch eine neue Form? Meine ist selbstgemacht, abgeformt von einer Keramikkatze.
    Lg und eine entspannte Woche
    Brigitte

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  4. Petra, ich liebe Deine posts............
    alles gesagt...und so gut...und einzigartig
    Und das du so eine schöne Schachtel machst, war mir klar...
    ich freue mich auf Dich bei U 7 und danke fürs Üapierschöpfen, ich bin angefixt..Mach mit Doro nächstes Weekend weiter.............
    Der Zwerg

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  5. das ist ja ein Riiiiieeesenpost :-))
    also Deine schöne grüne Seife gefällt mir.... Diese etwas dicke Venus schlummert auch noch im Schrank bei mir...
    sonnige Grüße
    Sibylle

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  6. @Sibylle
    Jaaa, manchmal überkommt es mich ...

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  7. Komm erst jetzt zum Lesen und Schreiben.
    Hab ich dir schon mal gesagt, wie gerne ich in deinem Blog lese? Schon, oder? Es ist immer ein leises Schmunzeln mit dabei.
    Ja, war ein rundum schönes Wochenende in Upflamör, gell.
    Meine Schichtseife hatte auch eine vorbildliche Gelphase und entsprechende Farbentwicklung. Der Duft, Cucumber, eher farbkonträr, aber trotzdem gefällt mit die Seife sehr gut.
    Das Papierschöpfen hat gut geklappt, die Mädels waren echt fleißig (und wir in der Vorarbeit auch - jetzt werd ich aber rot bei so viel Eigenlob).
    Das mit der Weite anstelle der Ferne klingt nicht nur schöner, es trifft es auch besser, finde ich. Hast du wieder so schön und passend formuliert.
    Liebe Grüsse, Marlene

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Ich freue mich über euere Kommentare. Danke, dass ihr euch die Zeit dafür nehmt :-)))

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