Nun, Mittelalter war nicht nur bei uns, sondern auch im Vorderen Orient und am Mittelmeer. Und wenn ich recht informiert bin, war Seife in diesen Gegenden damals auch weiter verbreitet als in den Ländern nördlich der Alpen. Habe ich also ein aleppo-kastilisch inspiriertes reines Olivenölseiflein gesiedet, am Tag von St. Eusebius am 2. August. Salz und Safran, zwei der kostbarsten Gewürze des Mittelalters reichern die Seife an. Beduftet habe ich mit den ätherischen Ölen Weihrauch, Lorbeer und Lavendel, ein insgesamt eher herber Duft, der aber gut zum Thema passt, wie ich finde. Überfettet ist die Seife mit ca. 7%.
Es gibt einfache, viereckige Stücke und Drachen. Auf den Fotos kann man gut sehen, dass der Safran sich nicht optimal verteilt hat. Die Seife sieht ein bisschen ranzig aus. Aber zum Glück ist das nicht so.
Was man auf meinen Bildern nicht sehen kann, ist die schöne vanillegelbe Farbe der Seifen. Aber auf dem Foto, das die von mir bewichtelte katala ins Seifenforum eingestellt hat, ist sie gut zu sehen. Ich habe mir das Foto jetzt einfach mal geklaut.
Ich möchte übrigens hier klarstellen, dass ich natürlich das Olivenöl auf dem Markt von von einem reisenden Kaufmann aus Italien erstanden, die Lorbeeren für das Öl selbst im Heiligen Land gepflückt und das Weihrauchdestillat höchstselbst per Karawane auf der Seidenstraße befördert, sowie das Salz auf Saumpfaden aus Reichenhall geholt habe. Das war doch Ehrensache, großes Münchhausenehrenwort.
Und natürlich habe ich mich zum Sieden auch in Cotte, Surcot und Rise gezwängt. Das hättet ihr sehen sollen. Die Augen wären euch übergegangen.
Nun, jedenfalls war es ein Spass, auch die anderen Mittelaltersächelchen zu fertigen. Ich habe ungebleichtes Leinen, das mag ich besonders gern, von Hand mit Leinenfaden gesäumt als Brotkorbdeckchen, ganz schlicht. Auf katalas Foto liegt es unter der Seifenschachtel. Ich habe nämlich ganz vergessen, es zu fotografieren.
Und aus einem Zweig unserer Weide habe ich Knebel geschnitzt.
Sie sind poliert und mit Leinöl eingerieben und würden sich sicher gut an einer Strickjacke machen.
Die Knebel sind natürlich eher von der rustikalen Seite und auch alle etwas verschieden dick und groß, aber ich bin nicht das große Schnitztalent. Außerdem finde ich, dass sie so recht gut zu Grobgestricktem passen.
Eine Mischung für Hippocras ist auch noch mitgewichtelt:
3 Teelöffel Ingwerpulver
2 Teelöffel Zimt gemahlen
12 Nelken
Je eine Prise Pfeffer, Muskat und Kardamom
1/2 Teelöffel Lavendelblüten
Dazu noch 200g Honig und zwei Esslöffel Rosenwasser, dann reicht diese Menge Gewürz für zwei Liter warmen Rotwein. Sie schmeckt aber auch gut, wenn man statt Wein heißen Orangensaft nimmt - und wenn man es etwas scharf und bitter mag. Und hilft vor allem, wenn man leicht erkältet ist.
Eine hübsche Holzschatulle mit einer Kette, an der die niedliche Nachbildung einer mittelalterlichen Schere hängt.
Ein schön gemaserter Holzlöffel, ein Fliegentuch mit Perlen an den Ecken, ein Beutel mit Rosenknospen und eine professionell marmorierte Seife waren auch noch im Päckchen.
Und damit nicht genug. Auch Badesalz, Marmelade, Märchenwolle und - gar nicht mittelalterlich - eine Tafel Schokolade waren auch noch drin. Mannomann, werde ich verwöhnt!
Ich glaube, an diese Hinundherwichtelei könnte ich mich glatt gewöhnen.
miscellanea
Schön.............Auf Deinen Mittelalreisen zu Eroberung der notwendigen Dinge wär ich gern dabei gewesen(;-)im Handgepäck...
AntwortenLöschenLiebe Grüße vom Zwerg
Oh, so wunderschöne Seife,hell und die Zusammensetzung der Kastille ,finde ich klasse. Hast immer wieder so tolle Themen ;-)Solche Kastille wird auch immer bei mir gebastelt. Gehört zur *Grundausstattung*
AntwortenLöschenLG
Sibylle