Ich bin sicher, dass auch mir ein bisschen Wallfahrten (so vier- bis fünftausend Kilometer auf Knien) nicht geschadet hätte, aber mein hoffnungslos profaner Geist war dieses Wochenende mehr auf die irdischen Attraktionen des Bayerwaldes gerichtet: Wir sind also am Pfingstsonntag zur Zugleistung nach Kötzting gefahren, wo schwere Brummer zeigten, was "Pferdestärke" wirklich bedeutet.
Kaltblutpferde, immer eines schöner und prächtiger als das andere, treten an, um diejenigen zu ermitteln, die einen schwerbeladenen Schlitten am schnellsten 40m weit ziehen können.
Aber das Drumherum ist fast noch interessanter als der Wettbewerb selbst; denn bei kaum einer anderen Gelegenheit kann man so viele dieser großartigen Pferde an einem Ort versammelt und so zwanglos aus der Nähe sehen.
Beim Anschirren und Vorbereiten von Nick, Titan - oder war es Moritz - wird gefachsimpelt.
Schanse, Bobby oder vielleicht Pauli zeigen immer gerne, was sie auch an rückwärtiger Schönheit zu bieten haben.
Und auf der Wiese trifft man sich wieder. Wir sind erst Mittags angekommen, da waren die Wettbewerbe der Haflinger schon vorbei. Der Nachmittag ist den leichten, mittelschweren und schweren Kaltblütern vorbehalten. Und es ist sehr beeindruckend, diesen Pferden zuzusehen.
Schorsch, Tschaki oder auch Rupp strengen sich gewaltig an, auf Zuruf, am langen Zügel, Peitschen sind verboten, und die Pferde dürfen beim Zug auch nicht berührt werden.
Nur ab und zu, wenn sie stehenbleiben und verschnaufen, werden sie ein bisschen getätschelt, bevor sie sich wieder ins Zeug legen.
Es gibt Pferde, die ungeduldig und ungestüm losspringen und welche, die richtig nachdenken und Stand suchen, bevor sie antreten.
Und die Fuhrleute sind genauso verschieden in ihrem Naturell. Manche brüllen sich vor Eifer heiser im Bemühen ihr Ross anzufeuern und anderen genügt ein einfaches "Hüah, Bubi, zaich o!" und das Pferdchen handelt ganz selbständig. Das finde ich am beeindruckendsten.
Diese beiden waren von der besonders gelassenen Fraktion und sind auch gut ans Ziel gekommen:
Aber meistens ist es doch so: Wer sein Pferd liebt, der schiebt.
Nicht, dass das irgendetwas bewirken würde mit mehr als einer Tonne Gewicht auf dem Schlitten. Bei den eineinhalb Tonnen, die Tiger, der Sieger in der Klasse der schweren Kaltblüter gezogen hat, hätte sich mit derselben Wirkung auch eine Fliege auf die Zulast setzen können. Aber nicht nur die Tiere, auch ihre Menschen wollten eben guten Willen zeigen. Und natürlich wurden die Sieger jeder Klasse zum Schluss auch gebührend geehrt. Die Pferde scheinen das zu wissen. Denn nach der ganzen Anstrengung brachten sie bei der Ehrenrunde alle noch einen schönen Stolzierschritt hin.
Wo bleibst du denn? Wir müssen zur Siegerehrung!
Na endlich, alter Langweiler! Steck dir wenigstens das Hemd in die Hose.
Und wo bitte gibt's jetzt die Preise?
Leider brach ein Mordsgewitter über die Veranstaltung und uns herein, bevor der letzte Wettbewerb, der Doppelzug, richtig beginnen konnte. Der Sturzregen trieb uns in die Flucht, aber nach einem Zwischenstopp mit leckerem Essen war auch das Gewitter durch, und der Wald dampfte vor Feuchtigkeit.
Und dann wurde es doch noch ein bisserl fromm, weil dunstige Wälder und regenfeuchte Wiesen, hier bei Altrandsberg, mit einem Marterl oder Wegkreuz im Vordergrund eben ganz besonders fotogen sind.
Aber dieser Wald bei Miltach dampft auch ohne Beigabe sehr schön.
Samurai, Schlawiner, Tiger, Dino, Flore, Schirkan und Wald! Es war ein herrlicher Tag mit euch. Vielleicht bis nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: Hüah, wüster, ho.
miscellanea
wieder so ein schöner Bericht, Klasse :-)
AntwortenLöschenLG
Sibylle
Kaltblüter sind die Besten...ich könnte denen auch Stunden zuschaun....bei uns war auch wieder Holzrückewettbewerb, gerade...
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