Mythisches Gewaber (Seife Nr. 6)

Wer genau mitgezählt hat, wird sich fragen, wo denn die Seife Nr. 5 geblieben ist (wirklich?). Nun, das ist schnell erklärt: Sie ruht noch in ihren Formen. Wenn sie ausgeformt ist, werde ich natürlich ein oder mehrere Fotos von ihr hier einstellen (Keine Bitte um Gnade an dieser Stelle? Na gut, ihr wollt es so!). Am Mittwoch habe ich nämlich gleich zwei Seifen angerührt (Ja, ja die Sucht - eine Seife tut es nicht mehr). Das Rezept von Seife Nr. 5 habe ich von Ideen-Kiste abgekupfert. Es hat es mich in den Fingern gejuckt, einmal eine Bienenwachsseife zu machen.

465g Olivenöl (kalt gepresst, grün)
35g Bienenwachs (weiß)
Beabsichtigte ÜF: 7%
Gesamtfettmenge: 500g
Unbeduftet und ungefärbt

Seife Nr. 6 wurde inspiriert von der Vorratslage in meiner Seifenkiste und von dem Wunsch, den Dreh mit dem Asiaswirl hinzubekommen:

500g Kokosfett
310g Mandelöl
190g Sheabutter
Beabsichtigte ÜF: 7%
Gesamtfettmenge: 1000g
Gefärbt mit: Violett dunkel und Indigoblau
Beduftet mit ÄÖ: Palmarosa, Geranium, Zedernholz


Ich hatte die Vorstellung einer nicht zu dunklen, violetten Seife mit zartblauen Wirbeln darin (Ich weiß, mein Farbenspektrum ist etwas beschränkt - noch), beduftet mit Palmarosa, Geranium und Zedernholz. Die Duftkombination ist ein Tip vom Schnellen Shop.
"Palmarooosa" - Vor meinen Augen hatte ich das Bild einer Spanierin, die an einem südlich-warmen Abend an einem jungen Mann vorübergeht, sie duftet nach Palmarosa, und er dreht sich nach ihr um ...
Und dann? Ich öffne das Fläschchen und es duftet ... nach Männerparfum! Ja, eindeutig, und in Kombination mit Geranium und etwas Zedernholz verschiebt sich der Charakter noch mehr in Richtung Männerduft. Von wegen Ersatz für Rosenöl!
Und die Farben? Die Farben sind so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Aber jetzt finde ich den Kontrast zu schwach. Ich hätte Weiß-Blau oder Violett-Weiß nehmen sollen. Wenn ich die Seife so ansehe, hat sie etwas Urnebelhaftes. Zuerst dachte ich an einen keltisch angehauchten Namen (Nein, keine melancholische Flöte, keinen Dudelsack, lieber die Romantische von Bruckner - Morgendämmerung, Auszug der Ritter, Zauber des Waldes ...), aber dann gefiel mir die Vorstellung der Weltesche Yggdrasil (Ja, ja. Geht's noch eine Nummer größer? Der Weltenbaum, und unten sitzen die Nornen und spinnen den Lebensfaden der Menschen - und das alles ... für eine Seife!) - doch ja, die Seife verlangt danach, und ab und zu darf ein bißchen mythisches Gewaber (Gelaber, Gelaber!) sein.
Aber lustig ist es doch: Eine Seife, deren Zutaten aus dem Mittelmeerraum und Arabien (Olivenöl, Mandelöl, Zedernholzöl), aus Asien und Afrika (Palmarosa, Kokosfett, Sheabutter und Geranium) kommen, erzeugen ein Bild nordischer Mythologie. 
Wirklich, der Mensch und sein Hirn sind ein komisches Paar!


Hier die Fotos:
Kurz nach dem Einschlafen hatte die Gute wohl hitzige Träume. Sie hat so heftig gearbeitet, dass sie sich nach oben gewölbt hat, tatsächlich wie ein Kuchen, der im Ofen aufgeht.

Und nach dem Ausformen und Schneiden sieht sie so aus:

Man kann die Lufteinschlüsse sehen, die wohl bei der starken Gelphase entstanden sind; aber (Kopf hoch, Brust raus, stolzgeschwellt!) man sieht auch eine (stellenweise; und wenn du wüsstest, wie man einen Fotoapparat richtig herum hält) sehr feine Marmorierung:

Mit der vielen Sheabutter wird das sicher eine schöne, pflegende Seife. Ich bin gespannt, wie der Duft sich entwickelt. Yggdrasil - der Name gefällt mir immer besser, je öfter ich mir die Seife ansehe (meine Augen sind schon viereckig). Für andere sieht sie wahrscheinlich aus wie Brombeerkaltschale mit Quark. Das ist auch eine schöne Vorstellung. Deshalb gehe ich mir jetzt Frühstück machen. Es gibt allerdings nur Kaffee.


miscellanea