1. Zuerst braucht man einen brandneuen Dividor von Salina, der eingeweiht werden will. Dann natürlich ein Rezept (mit den unabdingbar krummen Zahlen, „sophisticated“ halt):
230g Kokosfett
250g Palmfett
250g Rapskernöl
250g Erdnussöl
80g Mandelöl
2 El. Meersalz für die Lauge
350 Wasser
2. Man sollte grundsätzlich die Farbzusammenstellung nicht genau planen, sondern einfach nehmen, was in der Farbkiste gerade obenauf liegt. In diesem Fall waren das: Blütenorange, Violett dunkel, Brilliantrosa, Schwarz, Grünblau, Blaupaste. Jede Farbe wurde mit drei Teelöffeln Wasser angerührt. Einen Teil des Seifenleims habe ich ungefärbt belassen.
3. Genauso unentschlossen sollte man beim Blick in das Kistchen mit den ÄÖ sein, etwa so: Ach nein, nicht schon wieder Lavendel, hm Litsea ist immer gut, vielleicht mal Orange bitter dazu, und Ho-Öl habe ich noch nie probiert usw. Die einen ÄÖ muss man großzügig in das Mischgefäß litern, die anderen dafür tropfenweise abzählen. Also das ist ganz besonders wichtig!
DasBunteChaos ist daher beduftet mit: Viel Litsea cubeba und Orange bitter, etwas weniger Tangarine, etwas Zitronenmyrte, nicht ganz so viel Amyris und Bergamotte-Minze, ein paar Tropfen Patchouli, zehn Tropfen Pfefferminze und fünf Tropfen Ho-Öl. Nach der ganzen Mischerei bist du natürlich nasentaub und kannst den Duft gar nicht mehr beurteilen. Damit muss dann eben bis zum Ausformen gewartet werden. Wenn’s dann stinkt, ist es zwar zu spät, um etwas zu ändern, aber Risiko würzt das halbe Leben; die zweite Hälfte wird zum Ausbügeln der Fehler gebraucht.
4. Man nehme diese Kerze, na ja, oder eine, die so ähnlich oder wenigstens nicht ganz anders aussieht.
Sie hat früher mal nach Tanne geduftet, aber das ist für den Erfolg der Seiferei jetzt von maximal peripherer Bedeutung. Diese Kerze muss ungefähr mittig in den Dividor gestellt werden. Keinesfalls genau mittig, sonst wird das nichts!
5. Als nächstes wird der Seifenleim insgesamt beduftet. Dann werden sechs Rührbecher mit den vorbereiteten Farben beimpft, der Seifenleim aufgeteilt, gestabmixert, fertig. Jetzt kann gegossen werden (könnte!). Und da wird es wirklich schwierig, weil das Timing eben haargenau stimmen muss. Zuerst braucht man nämlich eine Spanne Zeit, in der man unentschlossen der tiefen philosophischen Frage nachgeht, mit welcher Farbe um Himmels Willen denn begonnen werden soll. Dann sollte man aber doch entschlossen zur Lieblingsfarbe greifen (blau, blau, blau) und mit dem Gießen beginnen. Zu diesem Zeitpunkt ist schon nur mehr der ungefärbte Leim wirklich flüssig und erzeugt beim Gießen das Sternmuster, das sich ein geradlinig denkender Seifensieder (fantasieloser Pedant, Anleitungsfetischist, fader Konformist!) eventuell vorgestellt haben könnte. Wir streben das nicht an (Fuhuchs – Trauben – hoooch, tralala). Zu diesem Zeitpunkt kommt die zweite Person ins Spiel. Obligatorisch! Besonders geeignet ist eine Nachbarin, die frischen Zwetschgenkuchen vorbeibringt und ein Schwätzchen halten will. Aber auch andere Möglichkeiten sind denkbar, die ich hier nicht im Detail ausführen will (Ja, vielleicht könnte auch Johnny Depp vorbeikommen, der dir seinen Piratensäbel zeigen will, oder Marylin Monroe als Sugar Kowalczyk ... oder die GEZ ...). Wie dem auch sei, stellt man beim Weitergießen jetzt unweigerlich fest, dass der Seifenleim sich nur mehr unter Mühe aus den Bechern schütteln lässt. Es muss sogar geräumt werden, mit Teigschaber, Löffel, Schneeschaufel etc. Von der Kerze wird die bunte Pampe sich nur mehr in größeren Batzen lösen, die satt platschend im ebenfalls bunten – und keinesfalls sternförmig verteilten – Seifenleim versinken. Auf diese Weise ist der schwarze Seifenleim gänzlich ins Nirwana entschwunden. Sind nur mehr Reste in den Bechern, kann die Kerze mit einem saftigen Schmatzen aus der – nicht ganz, aber fast – mittigen Position im Dividor entfernt werden. Der verbleibende Krater wird mit den Resten des Seifenleims befüllt, wobei man feststellt, dass nur mehr Grün, wahlweise und nach Geschmack auch jede andere Farbe, in nennenswerter Menge vorhanden ist, weshalb ein mittleres Seifenstück recht einfarbig ausfallen wird.
6. Nach Einsetzen der Trennwände – schon etwas mühsam – und Auflegen des Deckels wird der Dividor in den Backofen verbracht, bei fast 50°C. Nachdem man zwanzig Mal den Backofen geöffnet, den Deckel vom Dividor abgehoben und nachgesehen hat, ob denn die Seife schon anders aussieht, als zehn Minuten davor, was nie der Fall ist, kann der Backofen ausgeschaltet werden und man selbst zu Bett gehen, um seinen Bandscheibenvorfall zu pflegen, den man sich beim dauernden Nachschauen geholt hat. Zum Trost kann eventuell der Zwetschgenkuchen von der Nachbarin gegessen (oder Captain Sparrows Säbel bewundert, MM’s Hauch von Spitzenkleid, hm eher dessen Inhalt, angestarrt oder das Formular der GEZ ausgefüllt) werden.
7. Am nächsten Tag – Überraschung, Überraschung! Es ist Seife geworden, bunte Seife, bunte und duftende Seife, wunderbar bunte und herrlich orangig-zitronig duftende Seife etc. etc.
Um die Bandscheibe (etwas verrutscht nach der Nacht mit Johnny Depp, Sugar Kane und dem Formular von der GEZ) sowie den angeschlagenen Magen (der die Nacht mit dem Zwetschgenkuchen verbringen musste) zu schonen, verschiebt man die Fotosession um zwei Tage von Dienstag auf Donnerstag. Aber dann sollte man sich keinerlei Zwang mehr auferlegen und eine Menge schlechter Fotos machen (und auch posten). Hier kommt also DasBunteChaos aus dem Dividor:
(Da sowohl Sugar als auch Jack und das Formular nach der Nacht etwas derangiert waren, wird hier auf eine Ablichtung verzichtet. Es gibt genügend Bilder im Internet)
So, ich wünsche euch viel Spass beim Nachmachen!
miscellanea
Liebe miscellanea,
AntwortenLöschendu hast mir auf nüchternen Magen schon, ja jetzt kommt nicht - den Tag verdorben- sondern mich zum Lachen gebracht! eine schöne Geschichte und eine schöne Seife - auch wenn du sie dir eigentlich anders vorgestellt hast - mir gefällt sie.
liebe, lachende Grüße
Andrea
Liebe Petra,
AntwortenLöschenich mag deinen Humor von Tag zu Tag mehr....
Aber schön ist die Seife....
What beautiful colours! Such fun!
AntwortenLöschenSo herrlich bunt wie deine Seife ist auch deine Beschreibung ihrer Entstehung... Rundum ein sehr fröhliches Seifchen! So einen Post am Morgen zu lesen beschert einem den Rest des Tages gute Laune und wenns mal blöd kommt, kann man ja nochmal lesen! Danke! Hab mich richtig "dabei" gefühlt, auch wenn ich natürlich nicht mit J.Depp mithalten kann und schon gar nicht mit MM... naja, die GEZ lass ich mal aussen vor. Wünsch dir was, liebe Grüße, Anke
AntwortenLöschenUahahaha, ich könnte mich echt totlachen! Nach so einem Posting weiß ich wieder, warum ich jeden Tag sehnsüchtig auf Nachschub warte - es ist einfach zum Schreien! *5 Daumen hoch!*
AntwortenLöschenWas die Seife angeht: ich finde, die ist einfach wunderschön geworden, so richtig fröhlich!
Ich kann leider nicht mehr aufhören zu lachen, denn alleine die Vorstellung vom armen GEZ-Mann, der am Kragen gepackt reingezogen zur Mithilfe verdonnert wird, ist zu komisch!!
Ich will mehr davon lesen!!!
am frühen Tag eine herrliche Geschichte, hab mich sehr gut amüsiert und was dabei herausgekommen ist.....richtig super schön!
AntwortenLöschenliebe Grüße
Dörte
Dein Humor ist Gold wert, klasse Geschichte.
AntwortenLöschenAber auch die Seife ist letztlich doch super geworden!!
Lieben Gruß, Angela
Na das ist ja mal eine tolle und überaus lustige Geschichte. Du solltest dir überlegen auch noch Bücher zu schreiben, die wären wirklich der Hammer! Die Seife ist wunderschön geworden und ich kann sie förmlich erschnuppern. Viele liebe Grüße
AntwortenLöschenVerena
die Seife ist wunderschön :-) Sammle mal Deine Geschichten,schreibe sie in ein Büchlein ;-),sehr unterhaltsam...
AntwortenLöschentschüss
Sibylle
Super tolle Geschichte- richtig schön zu lesen und eine fröhlich bunte Seife dazu - Perfekt :-))))
AntwortenLöschenLieben Gruß
Birgit